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1. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 15

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Aus bcm Kriege von 1806|7. 15 machten die Garden endlich den Anfang, und marschirten ab nach der Stadt. Man sah die zurückgelassenen Gewehre noch die Linien und Vierecke bezeichnen, in denen die Truppen gestanden, die jetzt in einem langen Trauerzuge, mit dem lauten und stummen Ausbruche des Schmerzes nach der Stadt wankten, während von allen Seiten die jubelnden Schaaren des Feindes unter Trompetengeschmetter hervorströmten, und zwischen dem Kanonendonner, das laute Siegsgeschrei: vive l’Empereur! ertönte, und sich von Zug zu Zug fortwälzte, bis es sich in der Ferne mit dem Echo verschmolz. 1) Fürst Hohenlohe, preußischer General, der sich in früheren Kriegen ausgezeichnet halte, der Besiegte von Jena. Sein Land war von Napoleon bei der Gründung des Rheinbundes mediatisiert worden. — Er suchte mit den Resten der Armee Stettin zu erreichen, wurde aber bei Prenzlau von den Franzosen eingeholt. 2) Diese ehrenwörtliche Angabe entsprach nicht den Tatsachen. Murat hatte zwei Kavalleriedivisionen, von Samtes’ Korps war erst die Avantgarde anwesend. 3) Oberst v. Massenbach, Hohenlohes Adjutant, hat bei der Kapitulation eine unheilvolle Rolle gespielt. Ec war beaustragt mit dem Feinde zu verhandeln und hätte sich bei dieser Gelegenheit über die verhältnismäßige Schwäche der feindlichen Streitkräfte unterrichten sönnen, hat aber vielmehr den Fürsten in dem Entschluß zur Übergabe bestärkt. <•) Blüchers Unterschrift unter die Urkunde der Kapitulation von R a t k a u (7. November 1806).*) Ich kapitulire, weil ich kein Brot und keine Munition habe. 1) Dazu E. M. Arndt im ,,Geist der Zeit": Braver Mann, Dein und Deiner Waffengenossen Schicksal war bitter, aber Deine und ihre Ehre ist unbefleckt, sie wird glänzender schimmern, wenn der unreine Strom der Gegenwart abgeflossen ist. d) Aus einem Briefe der Königin Luise a n die Ober-h o s m e i st e r i n Gräfin V o ß. Graudenz, 13. November 1806?) . . . On n’apprend rien de Berlin. Bonaparte vomit des in-jures et infamies contre moi. Ses aides de camp ont et6 6tendus sur mes sophas avec leurs bottes dans raes salons de Gobelins ä Charlottenbourg. Le palais ä Berlin a encore et6 respectö, lui demeure au chäteau. Ii se plait dans la ville de Berlin, mais il a dit qn il ne voulait pas des sables, qu’il laisserait ces sablieres au Roi. Und man lebt und kaun die Schmach nicht rächen! 1) Die Königin war damals auf der Reise nach Königsberg; damals schrieb sie zu Ortelsburg in ihr Tagebuch die Goetheschen Verse:

2. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 56

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
56 Knechtschaft und Befreiung. 1807—1815. Scf)u£, denn nun flogen die kleinen Kugeln uns immer zwischen und unter die Pferde. Dies war ein unbeschreiblich seliger Moment . . ., die ersten fscinen Kugeln gehört zu haben und so recht warm aus dem Laufe. Das Kaluga-Regiment war nun auch herangekommen, und in Gemeinschaft mit den Jägern wurde noch ein Hurra gemacht und dem Feinde dann ewige Ladungen nachgeschickt. Dieser zog sich auch in aller Eile zurück. 1) Wrede befehligte die bayrischen Truppen. 2) Der Prinz wurde^ nachher Chef des Kaluga-Regiments und ist es bis *u feinem Ende^geblieben. 3 3) Oberst und Flügeladjutant des Königs. n) Brief Blüchers an den Kaiser Alexander, 22. Februar 1814: Bitte, sich mit Bülow und Win -zingerode vereinigen zu dürfe n.1) Der obrist von Grollman2) bringt mich die nochricht daß die haupht armee eine Rückgengige bewegung machen wird, ich halte mich verpachtet Euer Keiserlige Magistedt die unvermeidligen nachtheilligen vollgen davon, aller untertänigst vor zu stellen. ^ 1) die gantze francöifche Nation trit unter den waffen, der theill so sich vor der guten sache geäußert ist unglücklig. 2) unsre Sigreiche armee wird muhtloß. 3) wihr gehen durch rückgengige bewegung in gegenden, wo unsre Truppen durch mangell leiden werden, die einwohner werden durch den Verlust des letzten waß sie noch haben zur verzweisslung gebracht. 4) der Keifer von Frankreich wird sich von feine bestürtzung worin, er durch unser vordringen, erholen und seine nation wider vor sich gewinnen. Euer Keißerlige Magestedt danke ich aller untertänigst daß sie mich eine offensive zu beginnen erlaubt haben ich barff mich alles guhte da von versprechen wen sie gnedigst zu bestimmen geruhen, daß die Generalle von Winzngrode und n. Bülow 3) mein anfordrung genügen müssen, in dieser Verbindung werde ich auf Paris vorbringen ich Scheüe so wenig Keißer Napoleon wie seine Marschelle wen sie mich entgegen träten, erlauben Euer Keißerlige Magestebt die Versicherung, daß ich mich glücklig ochetzeit werde an der spitze der mich anvertrauten arm£es Euer Keißer-ligen Magestedt befähle und wünsche zu erfüllen. Gr. v. Blücher. Merry4) den 22ten Februar 1814. 1) Die Blüchersche Armee und die Hauptarmee waren nach den unglücklichen Februargefechten wieder zurückgegangen.

3. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 58

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
58 Knechtschaft und Befreiung. 1807—1815. stetes Fortschreiten brachte ihn in Verwirrung, dann zum Weichen, oann zur regellosen Flucht. Einige hundert Geschütze mußt er Euch überlassen und seine Armee ist aufgelöst. Weniger Tage Anstrengung wird sie vollends vernichten, diese meineidige Armee, die ausgezogen war, die Welt zu beherrschen und zu plündern. Alle großen Feldherrn haben von jeher gemeint, man könne mit einer geschlagenen Armee nicht gleich darauf wieder eine Schlacht liefern. Ihr habt den Ungrund dieser Meinung dargetan und gezeigt, daß tapfere, geprüfte Krieger wohl können überwunden, daß aber ihr Mut nicht könne gebeugt werden. Empfangt meinen Dank, Ihr unüberwindlichen Soldaten, Ihr meine hochachtbaren Waffengefährten! Ihr habt Euch einen großen Namen gemacht: Solange es Geschichte gibt, wird sie Euer gedenken. Auf Euch, Ihr unerschütterlichen Säulen der preußischen Monarchie, ruhet mit Sicherheit das Glück Eures Königs und seines Hauses. Nie wird Preußen untergehen, wenn Eure Söhne und Enkel Euch gleichen. Genappe, den 19 ten Juni 1815. B l ü cf) et. 1) Aus dem Walde hinter Plancenoit. q) Blücher an Stein nach der Schlacht bei Belle-Alliance, Novelle, 22. Juni 1815. Ich hoffe mein verehrter Freund Sie find von mich zufrieden. In 3 Tagen habe ich 2 Blutige Schlachten geliefert und 5 heftige Gefechte bestanden auch 3 Festungen eingeschlossen. Nur mein Eisernen Willen und den Beistand von Gneisenan so wie die Zuneigung der Truppen und ihre Bravour habe ich alles zu danken; an Vorstellungen und Klagen über zu große Anstrengung und Gefahren hat es nicht gefehlt, aber dergleichen habe ich von der Hand gewiesen. Übermorgen werde ich eine Unterredung mit Wellington haben, und dann vorwärts. . . . Napoleon hat Alles verloren, sein Casse, seine Juwelen und seine ganze Equipage; er wurde so überrascht, daß er ohne Degen und Hut aus dem Wagen sprang und sich zu Pferde rettete?) Sein Degen, Hut und Mantel sind in meinen Händen. Leben sie wohl; ich wünschte es wäre hier zu Ende, ich sehne mich nach Ruhe. Machen Sie daß Alexander mich ein kleines Eigentum in der Nähe von Birnbaum 2) gibt, so sind wir Nachbarn, ich will meine letzten Tage in Ruhe aufs Land verleben. Blücher. 1) Ein Irrtum. Napoleon hat auf der Flucht vom Schlachtfeld seinen Wagen nicht bestiegen. 2) Bei Birnbaum in der Provinz Posen besaß Stein ein Gut.

4. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 118

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
118 Aus der Zeit der Reichlgrünvung. b) Telegramm des Königs an die Königin nach der Schlacht bei Wörth. Welches Glück, dieser neue große Lieg durch Fritz. Preise Gott für Seine Gnabe! Gewonnen einige 30 Geschütze, 2 Abler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene. Mac Mahon war verstärkt aus der Hanptarmee. Es soll Viktoria geschossen werben. Mainz, den 6. August 1870. c) Aus bein Tagebuch Kaiser Friebrichs: Weißenburg n n b Wörth. 4. August. Weißenburg. Unsere Leute benehmen sich, jebe Terrain-falte benutzenb, wie bei jeber Felbbienstübnng im Frieden, unverhohlen entfiel auch unseren bayerischen Begleitern das Lob, ebenso für unsere Tolbaten wie für ihre Fechtart. Tor der Stadt eingeschlossen, bieselbe genommen, bamit ist ein fester Platz nnb die Beherrschung der nach Straßburg führenben Eisenbahnen und Straßen gewonnen. Wir hatten zusammen zwei Divisionen, der Feind eine, die teilweise erst Nachts eingetroffen, aber er hatte den außerordentlichen Vorteil des Terrains. Großer Jubel, Sterbenbe und Schwerverwunbete richteten sich mit größter Kraftanstrengung auf, um ihre Freu.be zu erkennen zu geben. Die Fahne des Königsregiments warb durch den Schaft getroffen, brei Träger fielen, bis Sergeant Förster den Stürmenben voran die Höhe erreichte, ich mußte jenes glorreich hochgehaltene Siegesbanner an meine Lippen brücken. Am südlichen Abhange würden zwei Zeltlager aus tentes d’abri mit unberührtem Mittagsessen und Munbvorrat genommen, an General Douai's Leiche kroch sein Hünbchen herum, die schwatzenben französischen Arzte wußten nichts von der Genfer Konvention, hatten auch keine Binben mit rotem Kreuz und riefen nur: 7,Procurez-nous notre bagage.“ Die Turcos sinb die richtigen Milben. Quartier bei Pfarrer Schäfer in Schweighofen. Französische Soldaten sagen mir: „Ah, vos soldats Prussiens se battent admirablement.“ 5. August. Marsch nach Frankreich, wohlhabenbe Ortschaften, verlassen, Furcht vor deutschen Menschenfressern, der grauenvolle Anblick des Schlachtfelbes wirb immer entsetzlicher, überall Spuren eiligen Rückzuges, Roggenbach 2) kommt als babischer Lanbwehrmajor. Ein aus beni Bahnhof gefunbenes Telegraphenbuch gibt wichtige Aufschlüsse, es zeigt namentlich, wie wenig die Franzosen mit Aufstellung, Formation und Verpflegung vorbereitet sinb, und läßt vermuten, daß die französische Armee ihre Hauptmacht vor Metz konzentriert. Melbung großer französischer Bivouaks

5. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 121

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Von Wctßenburg bis Sedan. 121 ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk auf-aufzufassen und in Demuth Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen. Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in gedrängter Kürze. Die Armee war am Abend des 31. und 1. früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan. Die Bayern hatten den linken Flügel bei Bazeilles an der Maas, daneben die Sachsen gegen Moncelle und Daigny, die Garde gegen Givonne noch im Anmarsch, das 5. und 11. Korps gegen St. Menges und Fleignenx; da hier die Maas einen scharfen Bogen macht, so war von St. Menges bis Dvnchery kein Korps aufgestellt, in diesem Orte aber Württemberger, die zugleich den Rücken gegen Ausfälle von Mezitzres deckten. Kavallerie-Division Graf Stolberg in der Ebene von Donchery als rechter Flügel. In der Front gegen Sedan der Rest der Bayern. Der Kampf begann trotz dichten Nebels bei Bazeilles schon früh am Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr heftiges Gefecht, wobei Haus für Haus genommen werden mußte, was fast den ganzen Tag dauerte, und in welches die Erfurter Division Schüler (aus der Reserve, 4. Korps) eingreifen mußte. Als ich um 8 Uhr auf der Front vor oebcm eintraf, begann die große Batterie gerade ihr Feuer gegen die Festungswerke. Auf allen Punkten entspann sich nun ein gewaltiger Geschützkampf, der stundenlang währte, und während dessen von unserer Seite nach und nach Terrain gewonnen wurde. Die genannten Dörfer wurden genommen. öehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das Vordringen der Infanterie und begünstigten die Vertheidigung. Die Dörfer Jlly und Floing wurden genommen, und zog sich allmählich der ^euerkreis immer enger um Sedan zusammen. Es war ein grandioser Anblick von unserer Stellung auf einer domimrenden Höhe hinter jener genannten Batterie, rechts vom Dorfe Frenois vorwärts, oberhalb oi. Tor cp. Der heftige Widerstand des Feindes fing allmählich an nachzulassen, was wir an den ausgelosten Bataillonen erkennen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern zurückliefen. Die Kavallerie:) suchte einige Bataillone unseres 5. Korps anzugreifen, die vortreffliche Haltung bewahrten; die Kavallerie jagte durch die Bataillons-Intervallen durch, kehrte dann um und auf demselben Wege zurück, was sich dreimal von verschiedenen Regimentern wiederholte, so daß das Feld mit Leichen und Pserden besäet war, was wir alles von unserem Standpunkte genau mit ansehen konnten. Ich habe die Nummer dieses braven Regiments noch nicht erfahren können.

6. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 124

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
124 Shit der Zeit bei Reich-gründung. h) Brief B ismarcks an seine Gemahlin nach der Schlacht bei Sedan, Vendresse, 3. September 1870. Vorgestern vor Tagesgrauen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehre heute zurück und habe in der Zwischenzeit die große Schlacht von S£dan, am 1 erlebt, in der wir gegen 30,000 Gefangne machten und den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar-le-Duc nachjagten, in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltcke und den französ. Generälen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte. Ich ritt ungewaschen und ungefrühstückt gegen S6dan, fand den Kaiser im offnen Wagen mit 3 Adjudanten und 3 zu Pferde daneben auf der Landstraße vor Sädan haltend. Ich saß ab, grüßte ihn ebenso höflich wie in den Tuilerien und fragte nach seinen Befehlen. Er wünschte den König zu sehn; ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, daß S. M. 3 Meilen davon, an dem Orte, wo ich jetzt schreibe, sein Quartier habe. Auf N.s Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm, da ich Gegend unkundig, mein Quartier in Donchery an, einem kleinen Ort an der Maas dicht bei S6dan; er nahm es an und fuhr, von seinen 6 Franzosen, von mir, und von Carl/) der mir inzwischen nachgeritten war, geleitet, durch den einsamen Morgen nach unsrer Seite zu. Vor dem Ort wurde es ihm leid, wegen der möglichen Menschenmenge, und er fragte mich, ob er in einem einsamen Arbeiterhause am Wege absteigen könne; ich ließ es besehn durch Carl, der meldete, es sei ärmlich und unrein; „n’importe“, meinte N., und ich stieg mit ihm eine gebrechliche enge Stiege hinauf. In einer Kammer von 10 Fuß Gevierte, mit einem fichtnen Tische und zwei Binsenstühlen, saßen wir eine Stunde, die andern waren unten. Ein gewaltiger Con-trast mit unserm letzten Beisammensein, 67 in den Tuilerien?) Unsre Unterhaltung war schwierig, wenn ich nicht Dinge berühren wollte, die den von Gottes gewaltiger Hand Niedergeworfnen schmerzlich berühren mußten. Ich hatte durch Carl Offiziere aus der Stadt holen und Moltcke bitten lassen zu kommen. Wir schickten dann einen der erstem auf Rocognoscirung und entdeckten 1/2 Meile davon in Fresnois ein kleines Schloß mit Park. Dorthin geleitete ich ihn mit einer inzwischen herangeholten Eskorte vom Leib-Kür.-Regt., und dort schlossen wir mit dem französ. Obergeneral Wimpfen die Kapitulation, vermöge deren 40- bis 60,000 Franzosen?) genauer weiß ich es noch nicht, mit allem, was sie haben, unsre Gefangnen wurden. Der vor- und gestrige Tag kosten Frankreich 100,000 Mann und einen Kaiser Heut früh ging letztrer

7. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 104

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
104 Aus der Zeit der Netchrgritndung. Die Division Horn ging bei Sadowa über die Bistritz und griff vorliegende waldige Höhen an, gewannen bei der Heftigkeit der Verteidigung wenig Terrain; die 7. Division entwickelte sich mehr links, mit gleich schwankendem Erfolge. Herwarth griff schon nach iy2 Stunden, von Nechanitz kommend, ins Gefecht ein, welches von nun an fast während 5 Stunden hauptsächlich in Artilleriegefecht bestand, untermischt mit Jnsanteriegefecht in waldigen Bergen. Mit Sehnsucht sahen wir dem Eintreffen der 2. Armee entgegen, denn bei diesem langen Artilleriekamps muhte dieselbe mehrere Male bereits ihre Reserve-Munitionen verausgaben. Das Jn-fanteriegefecht schwankte hin und her. Endlich entdeckten wir die ersten Spuren der Annäherung des Garde-Korps, aber das Gefecht konnte man nicht sehen, indem es jenseits einer Höhe vor sich ging und man nur dasselbe aus der feindlichen Flankenstellung abnehmen konnte. Trotz dieser Umgehung und trotz des allmählichen, sehr langsamen Vordringens Herwarths hielt der Feind in dem Zentrum immer noch festen Stand. Jetzt wurde die 5. Brigade, Leib-, 48. Regiment zur Unterstützung des Angriffs auf das Zentrum vorgenommen. Ich ritt durch die Regimenter durch, die mich mit lautem Jubel begrüßten, während Piefkej) im Marsch „Heil Dir im Siegerkranz usw." blies (ein ergreifender Moment). Plötzlich wurde das Artilleriefeuer im Zentrum schwächer und wurde Kavallerie verlangt, ein Zeichen, daß der Feind anfange zu weichen. Jetzt verlieh ich meine Höhe, weil der Sieg anfing sich durch den Flankenangriff der 2. Armee zu entscheiden, und ritt mit der Kavallerie vor. Hier stieß ich zuerst auf die in vollem Avanciren begriffene (Tambour battant) 2. Garde-Division und Teile des Garde-Füsilier-Regiments inmitten eben genommener 12 Kanonen. Der Jubel, der ausbrach, als diese Truppen mich sahen, ist nicht zu beschreiben, die Offiziere stürzten sich auf meine Hände, um sie zu küssen, was ich diesmal gestatten mußte, und so ging es, allerdings im Kanonenseuer, immer vorwärts und von einer Truppe zur anderen und überall das nicht enden wollende Hurrarufen! Das sind Augenblicke, die man erlebt haben muß, um sie zu begreifen, zu verstehen! So traf ich auch noch die Truppen des 1., 6. und 5. Armeekorps, auch mein Infanterie-Regiment; vom 8. Korps nur das 8. Jäger-und vom 7. nur das 17. Regiment, die übrigen waren zu weit schon entfernt in Verfolgung des Feindes. Jetzt brachen unsere Kavallerie-Regimenter vor, es kam zu einem mörderischen Kavalleriegefecht vor meinen Augen, Wilhelm an der Spitze seiner Brigade, 1. Garde-Dragoner, Ziethen-Husaren, 11. Ulanen- (Hohenlohesche) Regiment gegen Österreichische Kürassiere, Ulanen, die total kulbutirt wurden, und das Gefechtsfeld, das ich gleich darauf beschritt, sah fürchterlich aus, von

8. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 106

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
106 Aus der Zeit der Retchsgründung. liche Entgegenkommen ihrerseits und ihr Vorgehen aus dem starken Abschnitt. Noch um zwölf Uhr in der Nacht gingen die Befehle ab, welche alle unsere Korps konzentriren sollten. Die Erste Armee, Prinz Friedrich Karl, stand in Horsitz der feindlichen Versammlung an der Bistritz gegenüber, die Zweite Armee, Kronprinz, hinter der oberen Elbe jenseits Königinhofen, die Elbarmee, Herwarth, südlich bei Snidar. Letztere hatten daher zwei und drei Meilen zu marschiren, ehe sie in das Gefecht eingreifen konnten. Sie waren gegen beide Flanken des Gegners dirigirt. Die Absicht war, die feindliche Armee gegen die Elbe zu werfen, sie von beiden befestigten Übergängen abzuschneiden und, wenn möglich, ganz zu vernichten. Bald nach Mitternacht, den 3. Juli, ritten die Adjutanten mit dem Befehl in die entfernten Stabsquartiere der Nebenarmeen, um vier gingen unsere Pferde von Gitschin nach Horsitz, um fünf Uhr folgte der König und das Hauptquartier zu Wageu. Ich nahm Podbielski und Wartensleben x) auf meinem Jagdwagen mit. Um siebeneinhalb Uhr stiegen wir in Horsitz zu Pferde, und um gegen acht Uhr fielen die ersten Schüsse der Avantgarde. Der Feind hatte eine überaus starke Stellung auf den Höhen jenseits Sadowa hinter der Bistritz und antwortete aus zahlreichen Batterien. Es lag nicht in unserem Plan, hier eine Entscheidung mit großen Opfern an dieser Stelle schnell herbeizuführen. Das Hügel- und Wiesenterrain dieser Gegend ist durch Waldkuppeu unterbrochen, ein kalter Nebelregen erschwerte die Übersicht in der ganz unbekannten Gegend. Während das Gefecht in der Front langsam fortbrannte, wurde mit Spannung ausgeschaut, ob die Fügelarmeen erscheinen würden. Schon um zehn Uhr hatten die schneeweißen Rauchballen der feindlichen Batterien eine Ausdehnung von wohl zwei Meilen. Aber es war schwer zu sagen, ob ihr Feuer sich nur auf uns oder zum Teil schon auf andere Gegner richte. Die österreichische Artillerie schoß sehr gut. Kaum ließ sich eine Kolonne Infanterie oder Kavallerie irgendwo in einer Thalschlucht sehen, so schlug eine Granate in unerfreulicher Nähe ein, und das Feuer unserer Batterien ertrug sie mit größter Standhaftigkeit. Bald waren säst alle unsere gezogenen Batterien in Thätigkeit und nur noch die glatten in Reserve. Nun blitzte es aber auch von dem hochgelegenen Dorfe Chlum her aus solcher Entfernung, daß das Feuer nicht mehr gegen uns gerichtet sein konnte, und wir schlossen, daß der Kronprinz links im Anmarsch sein müsse. Bald gingen anch Meldungen darüber ein und die Rauchwolken in der Richtung von Nechanitz konnten nur von der Herwarthschen Artillerie herrühren. Er erhielt sogleich den Befehl, dort den Übergang zu erzwingen und gegen die feindliche linke Flanke vorzugehen. Im Zentrum links war General Franfecki2) gegen Benatek vor-

9. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 108

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
2lu5 der Zeit der Reichsgründung. Im scharfen Galopp vorgehend, hatte ich wenig auf das Schlachtfeld geachtet, beim Zurückreiten traten die Schrecknisse hervor. An manchen Stellen war das Feld förmlich bedeckt mit Leichen von Menschen und Pferden. Gewehre, Tornister, Mäntel usw. lagen überall herum. Es gab schreckliche Verwundungen, Niemand konnte helfen. Ein Offizier flehte uns an, ihn todtzuschießen. Die Krankenträger arbeiteten ohne Unterlaß, aber die Zahl der Verstümmelten war zu groß. Ich habe die Rappstute geritten, Reinhold den großen Braunen, sie gingen vortrefflich, namentlich erstere über die vielen Gräben und Sumpfstrecken. Da die Reitpferde neun und eine halbe Meile gemacht, ohne das Hin- und Herreiten während des Gefechts zu rechnen, so ließ ich sie in Horsitz, wo mein Wagen zurückgeblieben war, und mußte dann noch bis Gitschin fahren, wo ich ein Uhr nachts ankam. Während des ganzen Tages habe ich zwei Schokoladenplätzchen und ein kleines Stückchen Brot gegessen. In Gitschin war nichts mehr zu haben. Hungrig und von Frost geschüttelt, warf ich mich mit Mantel auf ein schlechtes Bett und schlief vortrefflich ein paar Stunden, dann ging es wieder hierher und befinde ich mich sehr wohl. — Theile unsern Freunden den Inhalt dieser eiligen Zeilen mit, die ich noch mit dem Courier fortzubekommen hoffe. Herzlichst Dein Helmuth. Mends zwölf Uhr. 1) General v. Podbielski war Generalquartiermeister, Graf von Wartensleben Major, Chef der Eisenbahnabteilung. 2) General v. Fransecki, Kommandeur der zum Iv. Armeekorps gehörenden 7. Division. 3) General v. Manstein, Kommandeur der 6. Division, die zum Hi. Armeekorps gehört. d) Brief Bismarcks a n seine Gemahlin, nach der Schlacht bei Königgrätz, Hohenmauth, 9. Juli 1866. Weißt Du noch, mein Herz, wie wir vor 19 Jahren auf der Bahn von Prag nach Wien hier durchfuhren? Kein Spiegel zeigte die Zukunft, auch nicht, als ich 1852 mit dem guten Lynar diese Eisenbahn passirte. Uns geht es gut; wenn wir nicht übertrieben in unsern Ansprüchen sind und nicht glauben, die Welt erobert zu haben, so werden wir auch einen Frieden erlangen, der der Mühe werth ist. Aber wir sind ebenso schnell berauscht wie verzagt/) und ich habe die undankbare Ausgabe, Wasser in den brausenden Wein zu gießen und geltend zu machen, daß wir nicht

10. Quellenbuch zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts für höhere Lehranstalten - S. 110

1910 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Aus der Zeit der Reichsgründung. e) Brief Roons an seine Gemahlin, Nik 0 lsburg 22. Juli 1866. . . . Die Armeen sind Wien gegenüber jetzt dicht ausgeschlossen, so daß wir wohl von hier auch noch vorwärts gehen würden, wären die Unterhandlungen nicht im Gange, die Waffenstillstand und Frieden in nahe, wenngleich noch dunkle Aussicht stellen. Davon nachher! — Getrennt von den Haupt-Armeen steht das lte Armee-Corps unter Bonin bei Proß-nitz zur Beobachtung von Olmütz, und die 8te Division, die heute, unterstützt von der 7tcn, eine kühne Unternehmung auf Preßburg versucht. Möchte sie gelingen, aber sie ist gewagt.1) Gelingt sic aber heute nicht, so wird wohl überhaupt nichts daraus. Ich schrieb Dir schon, daß Bcne-detti wieder hier ist, um Friedenswege zu eröffnen.2) Gestern nun, während ich mit dem Könige nach Eisgrub, einem zauberschönen Landsitze des Fürsten Liechtenstein (jetzt Hauptquartier des Kronprinzen) gefahren war, ist eine Depesche des Herzogs von Grammont, französischen Botschafters in Wien,3) eingegangen, in welcher eine otägige Enthaltung von Feindseligkeiten vorgeschlagen wird, damit die Italiänische Regierung die nöthige Frist gewinne, um sich über den ihr proponirten Abschluß eines förmlichen Waffenstillstandes zu äußern. Da Napoleon zu diesem Zwecke Plonplon 4) zu Victor Emanuel geschickt hat, so zweifeln die Diplomaten kaum, daß die Jtal. Regierung ihre Einwilligung geben werde. Dies vorausgesetzt, würde es sich freilich immer noch fragen, ob eine Verständigung über die militärischen Vorbedingungen eines Waffenstillstandes und wenn ja, über die demselben zu Grunde zu legenden Friedens-Präliminarien zu Stande kommt. Träfe das Alles zu, woran ich noch einige wohlbegründete Zweifel hege, so würde der König wahrscheinlich in 8 Tagen wieder in Berlin sein können mitsammt seinen Ministern, um die Kammern zu eröffnen — nach nur 4 wöchentlicher Abwesenheit. Man kann seine Geschäfte kaum prompter erledigen, noch dazu mit fast 70 Jahren. Freilich! welche Riefenarbeit liegt noch vor nns, um diesen Geschäften einen befriedigenden Abschluß zu geben! . . . Noch andere gewichtige Sorgen habe ich, vornehmlich über den Gesundheitszustand der Armee, noch mehr über ihre Verpflegung. In der 2ten Armee hat sich leider feit einigen Tagen die Cholera gezeigt. Man sprach gestern von 40 Fällen, worunter 5 tödtliche. Die Beschaffung der Mund-Vorräthe war schon in den letzten Tagen etwas zweifelhaft. Jetzt, wo wir wenigstens wieder über eine Eisenbahn vollständig disponiren, werden wir, hoffe ich, über den Berg sein. 1) Dabei kam es zum Gefecht bei Blnmenau, dem letzten Treffen des Feldzuges (22. Juli), das infolge der Nachricht vom Abschluß des Waffenstillstandes abgebrochen wurde.
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TM Hauptwörter (200)200

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